Verlustgeschäft für Investoren


Es trügt auch oft der Schein.
Luftschösser am SchiederSee: Ferienäuser und Erlebnispark

If you can't make ist - fake it!

Was haben Handy-Veräufer, ein Student und eine Zeichentrickfigur gemeinsam? Sie wollen eine "Freizeitanlage" am Schiedersee bauen. Der Kreis Lippe hat diese drei Investoren für eine Ferienanlage an SchiederSee gewinnen können. Mit vollmundigen Versprechungen war man aus den Niederlanden ins Lipperland gereist. Bis zu 250 Ferienwohnungen samt Themenpark wollen sie bis 2015 hier aus dem sumpfigen Boden am Emmerfluß stampfen. Insgesamt gut 20 Millionen Euro solle der Spaß am Stausee kosten. Doch bei ihrem Auftritt hielten sich die Herren mit konkreten Informationen zurück.

Die Firma existiert 2 Jahre

Fakt ist: Die junge Fa."Centraal Bouw Bedrijf" existiert nicht einmal 2 Jahre. Erst Anfang 2007 hob deren "allgemeiner Direktor" Marinus Maria van der Zwet (59) die Firma aus der Taufe. Mit einem Stammkapital von 90 000 Euro ging die CBB am 23. März 2007 an den Start. Das geht aus dem holländischen Handelsregister hervor. Laut van der Zwet erzielt seine Fa. heute pro Jahr 8 Millionen Euro Umsatz, indem sie Baugutachten erstellt, sich im Großhandel verdingt und "Projekte" entwickelt. Das Haftungskapital über 18 000 Euro borgte er sich von seiner Frau und seiner Tochter. Mit jeweils 9000 Euro finanzieren die beiden ihm den Traum vom Ein-Mann-Subunternehmen.

Das Geld zur Firmengründung hinterlegte van der Zwet am 5. März 2007 bei einer Bank in Amsterdam. Am 20. März dann beantragte er den Eintrag ins Handelsregister. Sitz der Firma ist Kwintsheul. Ein Postfach hat van der Zwet in Rijswijk errichten lassen. Er selbst residiert in Den Haag. Dort geht er gern seinen Hobbys nach, am besten "lecker essen" und "schöne dinge realisieren". Das alles erfahren wir auf seiner Internetseite.

Daneben kümmert sich der Vater von 2 Töchtern um seine Enkelin. Dem Kind erzählt er voller Stolz, dass er als "Bob der Baumeister" arbeite. So will er auch am Schiedersee für den Bau der 250 Ferienhäuser zuständig sein. Diese Gebäude sollen entstehen, sobald es Investoren gibt. Die Geschäftsidee ist: Man beauftragt CBB mit dem Bau der gewünschten Anzahl Häuser und vermietet diese an mehrere Unternehmen wie Freizeitparks und Center Parcs etc. weiter.

Mit im Investorenboot "SchiederSee" sitzt auch John van Diemen. Der 25 jährige studiert an der Universität Tilburg, wo er derzeit an seiner Abschlußarbeit arbeitet und den Abschluß in Maketing-Manegement ablegen will. Sein Faible für Maketing bewog ihn 2007 dazu, seine eigene Fa. zu gründen. Das Ziel von "Cross Dimension" erklärt der wassersportbegeisterte Niederländer mit den Worten: "Mit meinen gesammelten Erfahrungen und meinem Wissen berate ich Unternehmen, wie sie Marketing zu ihrem Nutzen einsetzen und ihr Geschäft verbessern können." Seine umfangreichen Erfahrungen bezieht er aus einem 14-tägigen Praktikum bei dem holländischen Schuh-Unternehmen Coach. Van Diemen fungiert als Sprecher der Investoren-Troika am SchiederSee.

Letzter im Bunde ist Vincent van Tol. Der Holländer ist Gründer und Miteigentümer von "Hellange" mit Sitz in Luxembourg. Das nach eigenen Angaben weltweit agierende Handelsunternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern. Die Fa. bietet seit 2005 von Mobiltelefonen über MP3 Player bis hin zu Gebrauchtwagen alles an, was das Konsumentenherz begehrt. Van der Tol soll mit seinem Luxembourger Unternehmen die Investoren für das 20 Millionen Euro Projekt am Schiedersee auftreiben.

Ein vorprogrammierter Rohrkrepierer

Unterschrieben hat der Kreis Lippe den Vertrag über den Bau der Anlage noch nicht. Offenbar macht man sich erst einmal ein Bild von den drei Spezialisten aus den Niederlanden. über die am Verfahren Beteiligten hat man bislang noch wenig vorliegen, allenfalls ein Auszug aus dem Handesregister. Fachleuten zufolge ist es aber ohnehin ausgeschlossen, dass 250 Ferienhäuser entstehen können, denn soviel Platz sei am See gar nicht vorhanden. Dass die CBB nach eigener Darstellung seit 40 Jahren europaweit als Bauunternehmen auftrete und darüber kaum etwas vorweisen kann, wertete ein holländischer Staatsbeamter als "höchst seltsam".

Entpuppen sich die versprochenen Ferienhäuser am Ende etwa als geröstete Schneebälle?